Sonntag, 1. Juni 2014

Reise nach Kappadokien - 7: Der Burgberg von Uchisar

Erinnert sich noch jemand an Granatsplitter? Ich habe lange keinen mehr gegessen, aber das lag eher daran, dass meine Tante mir erzählt hat, was da alles so drin sei, so lange, bis mir glatt der Appetit darauf vergangen ist. Deswegen weiß ich gar nicht, ob es diese quietschsüßen Berge mit dem Schokoüberzug überhaupt noch gibt. 

So ungefähr, wie einer dieser süßen Granatsplitter, nur ohne Schokolade und viel größer, so ungefähr sieht der Burgberg von Uchisar aus. Er hat Löcher, die zeigen, dass er einst noch viel größer und dicker gewesen sein muss, denn die Löcher führen direkt in den Berg, zeigen Räume, denen quasi die Außenmauer fehlt. Von hier oben ließ sich gut beobachten, wer unten vorbeizog. Waren es Freunde, konnten sie auf Leitern hinaufgebeten werden. Waren es Feinde, mussten sie unten bleiben. Einige der Höhlen sind wohl noch bewohnt, in einem kleineren Berg haben die Bewohner ein Cafe eingerichtet. 

Auf dem Weg zum Burgberg stehen leere Häuser, die halb verfallen sind, mit filigranen Ornamenten rund um die Fenster. Da haben mal Griechen gewohnt, erklärt unser Reiseführer, seit diese vertrieben wurden, stehen die Häuser leer. Das geschah auch schon vor langer Zeit: 1923. Also nur eine kurze Zeit, nachdem die Armenier auf ihre Märsche ohne Wiederkehr getrieben wurden. Damals mussten die Griechen, die in der Türkei lebten, ihre Sachen packen und zurück nach Griechenland ziehen, die Türken, welche bis dahin in Griechenland lebten, kamen dafür zurück. So waren wieder alle Nationalitäten hübsch sortiert, jeder dorthin, wo er hingehörte. Weil aber mehr Griechen wegzogen, als Türken kamen, blieben viele Häuser leer. Bis heute. Dazu kam, dass es dann viele Orte gab, die nach diesem Austausch weder Lehrer, noch Apotheker oder Arzt hatten. Das waren die Berufe vieler Griechen - dafür kamen Türken, die weder lesen noch schreiben konnten, aus Griechenland zurück. Bis aus den Daheimgebliebenen und den Rückkehrern gute Nachbarn wurden, das dauerte - und dauert wohl manchmal noch bis heute, wie der Reiseleiter erklärte. 

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