Freitag, 23. August 2013

Annafest ist mehr als ein Fest für Anna

Von der Kirche in Forchheim aus geht es los, am Berg entlang und durch den Wald bis nach Weilersbach. Der Weg ist in den weiß-gelben Kirchenfarben gekennzeichnet: Auf weißem Grund ist ein gelber senkrechter Strich gezeichnet. Nur die Stationen des Kreuzweges sind modern geworden. Auf den Schildern entlang der Strecke wird nicht mehr der Leidensweg Jesu gezeigt, sondern auf Bildern beschrieben, wie sich aktive Wanderer mit Stöcken selber quälen können. 

An Serlbach vorbei kommt Weilersbach bald in Sicht. Es sind ja nur wenig mehr als fünf Kilometer. Hier steht die Annakirche, zu der die Forchheimer ursprünglich am 26. Juli, dem eigentlichen Annatag, aber heutzutage am Sonntag darauf, pilgern. 
Anna war die Mutter von Maria und somit die Oma von Jesus. In der Bibel steht, dass sie zwanzig Jahre lang mit ihrem Joachim verheiratet war, bevor sie Maria bekam: Damals waren die Frauen weit vor ihrem zwanzigsten Geburtstag verheiratet. Und so sind wahrscheinlich heute viele Frauen so alt, wie Anna damals war, wenn sie ihr erstes Kind mit Ende 30 bekommen. Der einzige Unterschied dürfte sein, dass diese dann nicht bereits zwanzig Jahre lang mit dem gleichen Mann verheiratet waren. 

In Weilersbach wurde also zur Heiligen Anna gebetet und dann ging es zurück, wieder durch den Wald. Dort standen die Bierkeller im Weg, an denen wurde gerastet und getrunken und gefeiert. Quasi bis heute. 

Ins Forchheimer Schloss lockte mit "Beten, Bier und Büchsenknall" eine Sonderausstellung zur Geschichte des Annafestes, doch das Beste daran war das Plakat. In den Räumen standen ein paar Bierkrüge in Vitrinen, es lagen ein paar Bierfässer im Weg und ein paar Bilder zum Rummel auf der Kirchweih waren auch zu sehen. 

Weil die Schützen vor über 100 Jahren ihr Schützenfest ebenfalls auf das Annafest zu den Bierkellern verlegten, wurde es erst recht gefeiert. Bis heute. Aber wie das bei vielen Volksfesten mit ursprünglich sakralem Charakter so ist, erinnert fast nur noch der Name daran, dass es einst einen ganz anderen Hintergrund hatte:

Die Heilige Anna ist die Schutzpatronin gegen Gewitter. Als Martin Luther in einem Gewitter um sein Leben fürchtete, gelobte er der heiligen Anna, in ein Kloster einzutreten. Rund um den 26. Juli, den Annatag, beginnen die sommerlichen Hundstage, die bis in den August hinein dauern. Im Sternbild des großen Hundes geht zu dieser Zeit der Sirius auf - daher der Name. Herrscht große Hitze, dann kann es auch heftige Gewitter geben. Aber Anna ist noch für viel mehr zuständig, als nur Schutz vor Gewitter zu bieten: Sie ist Patronin der Mütter und der Ehe, der Hausfrauen wie der Hausangestellten, der Armen, Arbeiterinnen, Bergleute, Drechsler, Goldschmiede, Knechte, Krämer, Müller, Schiffer, Schneider, Seiler, Spitzenklöppler, Strumpfwirker, Tischler und Weber. Außerdem ist sie für glückliche Heiraten, für Kindersegen und glückliche Geburten, für Reichtum und für das Wiederauffinden verlorener Sachen und Regen zuständig. Sie hilft bei Gicht, Fieber, Kopf-, Brust- und Bauchschmerzen, ist also, wie jede Mutter, ordentlich beschäftigt. 



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